Über alle weltanschaulichen, politischen, religiösen, nationalen und sozialen Grenzen hinweg möchte die Freimaurerei Menschen miteinander verbinden, die sich nach Herkunft und Interessenlage sonst nicht begegnen würden.
1. Freimaurerei ist ein Freundschaftsbund
Die Logen folgen damit ihrer alten Tradition, Trennendes zu überwinden, Gegensätze abzubauen, Verständigung, Verständnis und Freundschaft zu fördern, sowie der Gefahr einer Isolierung der einzelnen Menschen in der modernen Arbeits- und Freizeitwelt entgegenzuwirken.
Durch Offenheit für den Mitmenschen und seine Probleme möchte der Freimaurerbund nicht nur der Lebensgestaltung seiner Mitglieder dienen, sondern auch ein Modell für Partnerschaft in der Gesellschaft außerhalb der Logen bieten.
2. Freimaurerei ist ein ethisch orientierter Bund
Der Tradition der europäischen Aufklärung folgend, bekennen sich die Freimaurer zu moralischen Werten und Überzeugungen. Der Freimaurerbund entwickelt kein eigenes ethisches System und versucht schon gar nicht, ethische Überzeugungen in politische Programme zu übertragen. Die Freimaurerei gibt mit ihren alten Wertpositionen Menschlichkeit, Brüderlichkeit, Freiheit, Gerechtigkeit, Friedensliebe und Toleranz Orientierungen und Maßstäbe für das Denken und Handeln ihrer Mitglieder vor.
Im Vergleichen von Realität und Wertmaßstab, im gemeinsamen Nachdenken und in kritischer Selbstaufklärung sollen Verhaltensweisen und Umgangsstile eingeübt werden, die ein Umsetzen ethischer Überzeugungen in die Lebenspraxis des einzelnen Freimaurers bewirken. Nichts geht über das "laut denken" mit einem Freunde - auf diese Formel hat der Freimaurer Lessing eine der zentralen Grundüberzeugungen der Freimaurerei gebracht.
3. Freimaurerei ist Initiationsgemeinschaft und symbolischer Werkbund
Zur Festigung der zwischenmenschlichen Beziehungen, zur gefühlsmäßigen Vertiefung ethischer Überzeugungen und als Anleitung zur Selbst-Erkenntnis bedienen sich die Logen alter, aus der Tradition der europäischen Dombauhütten stammender Symbole und symbolhafter Handlungen (Rituale), in deren Mittelpunkt die feierliche Aufnahme (Initiation) des neuen Mitglieds in die brüderliche Gemeinschaft steht.
Die "Entzauberung der Welt" durch technischen Fortschritt und gesellschaftlichen Wandel sowie die hiervon geprägte Unrast des Alltagslebens bedürfen eines Gegengewichts in Form von Nachdenklichkeit, Ruhe und Gelegenheit zum Sammeln neuer Kräfte. Genau das ist es, was die Freimaurerei bieten kann.
4. Freimaurerei ist weder Partei noch Interessenverband
Logen und Großlogen formulieren keine politischen Programme, nehmen nicht Teil an parteipolitischen Auseinandersetzungen und vertreten nicht die Interessen gesellschaftlicher Gruppierungen und Verbände. Dennoch hat die Freimaurerei eine politische Wirkung.
Als "Gemeinschaft toleranter Un-Gleichgesinnter" leistet sie einen Beitrag zur Überwindung der schädlichen Auswirkungen politischer Konflikte zwischen Menschen, politischen Gruppen und Nationen, mit der Verpflichtung zur Menschlichkeit thematisiert ein Grundziel jeder Politik.
Gemäß ihres Bekenntnisses zur Toleranz hilft sie, die politische Kultur im Sinne einer "streitbaren Gesprächsfähigkeit" zu verbessern und durch das Erörtern wichtiger Zeitfragen in den Logen trägt sie zur Urteilsbildung ihrer Mitglieder bei.
Auf der Grundlage persönlicher Überzeugungen, sowie der in der Loge "eingeübten" ethischen Werte verantwortlich zu handeln, ist dann Aufgabe des einzelnen Freimaurers.
5. Freimaurerei ist weder Nebenkirche noch Ersatzreligion
Als diesseitsorientierter Freundschaftsbund mit primär ethischer Zielsetzung ist die Freimaurerei keine Religionsgemeinschaft und bieten folglich auch keinen Ersatz für Religion an. Sie entwickelt keine Theologie und kennt weder Dogmen, noch Sakramente.
Allerdings verwendet die Freimaurerei Symbole, die dem religiösen Bereich entlehnt sind, wie das Symbol "Großer Baumeister aller Welten". Es verkörpert jedoch keinen eigenen freimaurerischen Gottesbegriff, den es nicht gibt. Es begründet - wie gelegentlich missverstanden wird - auch keine relativierende religiöse Minimalanforderung an den Freimaurer. Es ist vielmehr Ausdruck der Überzeugung, dass moralisches Handeln die Anerkennung eines übergeordneten sinngebenden Prinzips voraussetzt, eines höheren Seins, das Verantwortung begründet und auf das die Ethik des Freimaurers letztlich rückbezogen ist.
Als umfassendes Symbol für Lebenssinn und transzendenten Bezug des Menschen ist es vom einzelnen Freimaurer gemäß seiner eigenen weltanschaulich-religiösen Überzeugung ohne kritische Befragung und frei von Rechtfertigungszwängen zu deuten und zu leben. Der Freimaurer hat sich als Freimaurer moralisch und nicht religiös zu verpflichten.
6. Freimaurerei ist kein Geheimbund und keine Verschwörung
Der Freimaurerbund und seine Mitglieder bekennen sich zu Demokratie und offener Gesellschaft, zu deren Verwirklichung viele Freimaurer wesentlich beigetragen haben. Zweck, Organisation und Vorstände von Logen und Großloge sind jedem Interessenten zugänglich.
Viele Veranstaltungen der Freimaurer sind heute öffentlich und die im Auftrag der Großloge herausgegebene Zeitschrift kann auch von Nicht-Mitgliedern des Bundes bezogen werden.
Die von den Freimaurern geübte Verschwiegenheit bezieht sich nur auf einige Einzelheiten des freimaurerischen Brauchtums und ist Symbol für den in jeder Gemeinschaft notwendigen Schutz von Freundschaft und persönlichem Vertrauen.
Mit jeder Art von Verschwörung hat Freimaurerei nichts zu tun.
"Die Freimaurerei ist und will frei sein in der höchsten Bedeutung dieses Wortes."
(Oskar II, König von Schweden)
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